Die Gemeinde Escherlich

Gemeindesiegel (ca. 1885 bis 1930)
Gemeindesiegel (ca. 1885 bis 1933)
(Sammlung Jürgen Pausch)

Die ersten Aufzeichnungen über Escherlich (ahd. Askrich) und Föllmar (ahd. Volmar) gehen zurück auf das Jahr 1404[1]. Escherlich gehörte - wie die umliegenden Orte Berneck und Goldkronach - zum Markgrafentum Bayreuth.

Im Jahr 1810 fällt das Markgrafentum Bayreuth an das 1806 entstandene Königreich Bayern. Aus den Ansiedlungen Brandleithen, Bruckmühle, Fornenmühle, Schmelz, Steinbühl und Escherlich entsteht die Gemeinde Escherlich. Aus Degmann, Föllmarsberg und Föllmar wird die Gemeinde Föllmar gebildet und Hinterröhrenhof, Vorderröhrenhof und Juliusthal bilden die Gemeinde Röhrenhof. Nur acht Jahre später, im Jahr 1818 werden die drei Gemeinden zur Gemeinde Escherlich mit insgesamt 231 Einwohnern zusammengefasst.[2]

Die Gemeinde wählte einen Gemeinderat und einen Gemeindevorsteher. In den Aufzeichnungen über die Gemeinderatsitzungen wird erst ab Januar 1873 der Gemeindevorsteher als Bürgermeister bezeichnet.[3]

Gemeindesiegel (ca. 1885 bis 1930)
Repartitionsliste von 1841

In einer noch erhaltenenen Repartitionsliste (Repartition=Verteilung im Verhältnis) von 1841 wird für alle 37 Steuerzahler im Gemeindegebiet die zu zahlende Steuer an die Gemeinde festgelegt.

Die erste Seite lautet: "Repartitionsliste resp. Aussschlag zur Deckung der in der Landgemeinde Escherlich im Verwaltungshaushalt 1841/42 notwendigen Ausgaben im Gesamtbetrage von 162 [Gulden] 72 [Kreuzer] nach dem gesetzlichen Maßstabe der Steuer ... 34 1/4 ..." Die nachfolgende Auflistung enthält für Escherlich 14 Steuerpflichtige, Föllmar 15 Steuerpflichtige und Röhrenhof 8 Steuerpflichtige.

In der Liste der Gemeindevorsteher und Bürgermeister finden sich immer wieder die Namen Götz und Enzenbach, sowie Künneth, Weigel und Hirschmann.[3]

Ergebnis der Escherlicher Gemeinderatswahl von 1929:[4]

  • Bürgermeister Friedrich Enzenbach, Vereinigte Arbeiterpartei Escherlich (VAE), Landwirt, Escherlich
  • Karl Engelbrecht, Vereinigte Arbeiterpartei Escherlich (VAE), Steinarbeiter, Röhrenhof
  • Adolf Müller, Vereinigte Arbeiterpartei Escherlich (VAE), Metallarbeiter, Röhrenhof
  • Michael Popp, Vereinigte Arbeiterpartei Escherlich (VAE), Maurer, Escherlich
  • Georg Grießhammer, Vereinigte Arbeiterpartei Escherlich (VAE), Holzhauer, Föllmar
  • Kurt Engelbrecht, Vereinigte Arbeiterpartei Escherlich (VAE), Holzhauer, Föllmar
  • Georg Preiß, Bürgerlich, Landwirt, Föllmar
  • Georg Grießehammer, Bürgerlich, Landwirt, Föllmarsberg
  • Karl Förster, Bürgerlich, Müller, Bruckmühle

1950 hat die Gemeinde 425 Einwohner. Die Einwohnerzahl wuchs schnell, 1970 hat die Gemeinde bereits 568 Einwohner.

Die drei letzten Bürgermeister der Gemeinde Escherlich waren (bis 1956) Andreas Hirschmann, (von 1956 bis 1966) Johann Wildgruber und (von 1966 bis zur Auflösung 1978) Alfred Hoppert.

Die Gemeinde Escherlich hatte zwei Ehrenbürger: Hermann Reitz und Gisela Wagner.

Im Gemeindegebiet befanden sich vergleichsweise viele Firmen, darunter auch die Hauptsitze zweier schnell expandierenden Industriebetriebe, Frenzelit und Popp. Die Gemeinderäte und der Bürgermeister förderten die Firmen und erkannten den hohen Wert für die Gemeinde. Die eingehenden Steuereinnahmen konnten für eine gute Infrastruktur der Gemeinde, wie Straßen und die Wasserversorgung, eingesetzt werden.

Einweihung Industriestraße (16.11.1973)
Einweihung Industriestraße (16.11.1973)
(Foto: unbekannt/Hans Zimmermann)

Die feierliche Übergabe der Industriestraße - die Zufahrt zur Firma Popp - in Hinterröhrenhof nahmen am 16.11.1973 (von links) 1. Person unbekannt, Anton Moritz, Regierungspräsident Wolfgang Winkler, Hermann Reitz, Landrat Dr. Kohut und Bürgermeister Alfred Hoppert vor. Heute heißt die Straße 'Hinterröhrenhof'.

Die Gemeinde hatte kein eigenes Rathaus, die Amtsgeschäfte des Bürgermeisters, wurden kurzerhand im Wohnzimmers des Bürgermeisters vollzogen. So haben viele Escherlicher damals ihre Ehe im "Wasserwerk", dem Weißmainkraftwerk, vollzogen, weil dort die Wohnung von Bürgermeister Wildgruber war. Später diente auch die Schule in Röhrenhof als Gemeindekanzlei, besonders nach der Auflösung der Schule im Herbst 1968.

Am 29.04.1978, zwei Tage vor der Eingemeindung, fand ein Ehrenabend im Sportheim des SV Röhrenhof statt, bei dem sich der Sportverein für die Unterstützung durch die Gemeinde bedankte. Am 1. Mai 1978 endet die Eigenständigkeit der Gemeinde Escherlich mit der Eingemeindung nach Bad Berneck.

Escherlich, ein Bilderbuchort
Pressebericht Nordbayerischer Kurier vom 02.03.1978 (als PDF, Downloadgröße ca. 1,8 MB)